Darf, soll oder muss man Klassiker der Literatur anpassen?
Im Zauberspiegel erschien unlängst ein Artikel, in dem sich HHvA in Gestalt des Waldos darüber aufregt, dass Märchen auf gewisse Begriffe wie Neger oder Zigeuner überprüft und ggf. geändert werden.
HHvA lässt sich lang und breit zu dem Thema aus und fordert am Ende:
Bringt diese Klassiker so, wie sie geschrieben worden sind.
Das ist in meinen Augen purer Schwachsinn. Denn würde man die Klassiker bringen, wie sie geschrieben wurden, könnte sie heute kaum ein Erwachsener und sicherlich kein Kind lesen. Immerhin trugen die Gebrüder Grimm die Märchen Anfang des 19. Jahrhunderts zusammen und auch Hans Christian Andersen war im 19. Jahrhundert aktiv; Ausdrücke, Stile und Rechtschreibung der damaligen Zeit sind heute vielen unbekannt.
Eine Bearbeitung des Stoffs ist unerlässlich. Bleibt also die Frage, wie weit diese Bearbeitung gehen darf.
Märchen sind in ihrem Aufbau und in ihrer Aussage völlig klar. Der Kern der Geschichte muss erhalten bleiben. Welchen Sinn soll es aber haben, wenn wir heute Märchen veröffentlichen, die zwar sprachlich an unsere Zeit angepasst wurden, aber dennoch Begriffe enthalten, die wir seit Jahren aus dem Sprachgebrauch tilgen wollen? Warum sollten wir Kinder mit Begriffen konfrontieren, die wir selbst nicht im täglichen Gebrauch einsetzen?
Sinnvoll erscheint mir das nicht, denn diese Begriffe sind den kleinen Kindern (hoffentlich) unbekannt - sie verstehen nicht, was dort geschrieben steht. Was für einen Nutzen soll es haben, einem Kindergartenkind das Wort Neger beizubringen, wenn wir es nicht mehr im täglichen Umgang anwenden?
Sicherlich, man kann sich über die Wortwahl der politischen Korrektheit streiten und einige Begriffe sind sicherlich unglücklich. Unbestritten dürfte jedoch sein, dass einige Worte negativ behaftet sind. Wir verwenden sie nicht mehr, also müssen wir sie auch nicht dort drucken, wo wir die Texte ohnehin der heutigen Sprache anpassen. Damit tun wir den Kindern keinen Gefallen.
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